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27.11.2020

VBE: Weckruf für die Landesregierung

NRW-Ergebnisse der Schulleitungsumfrage 2020

Die Arbeitsmotivation der Schulleiterinnen und Schulleiter ist im Zuge der Corona-Krise und ihren Folgen für den Schulalltag deutlich gesunken. Denn während im März 2019 noch über die Hälfte der Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen ihren Beruf sehr gerne ausübten, stehen im November 2020 nur noch 25% der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter zu dieser Aussage. Dies zeigt die repräsentative forsa-Umfrage unter Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen, die der VBE in Auftrag gegeben hat.

„Dieser Wert muss ein Weckruf für die Landesregierung sein“, kommentiert Stefan Behlau, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) NRW, die Ergebnisse.

Im Auftrag des VBE hat das Meinungsforschungsinstitut forsa in den Monaten Oktober und November eine Befragung unter Schulleiterinnen und Schulleitern in Deutschland durchgeführt. Die Schulleitungen wurden u. a. zu den größten Problemen im Schulalltag während der Corona-Pandemie, zu ihrer Arbeitszufriedenheit und -motivation sowie zur derzeitigen Ausstattung der Schulen befragt.

Als die größten Probleme an den Schulen im Zuge der Corona-Pandemie benennen die befragten Schulleitungen in NRW die fehlende Digitalisierung (38%), und erneut den Personalmangel (29%). Ebenfalls als großes Problem wurde die Umsetzung der Corona-Maßnahmen an den Schulen bewertet: Für jede vierte Schulleitung in NRW (26%) stellt die Einhaltung der Abstandsregeln bzw. die beengte Raumsituation ein Hindernis dar. „Schulleitungen müssen in diesen Zeiten mit allen Akteuren im Gespräch bleiben, den Überblick über ständig wechselnde Organisationsszenarien behalten, Nachverfolgung belegen und dokumentieren, Abfragen zu Statistiken und Nachfragen der Gesundheitsämter bedienen, mit Eltern beruhigend und informierend kommunizieren, Hygiene- und Schutzmaßnahmen umsetzen, Maskenpflicht durchsetzen, Lüftung gewährleisten, Worst-Case-Szenarien vorhalten, digitale Endgeräte konzeptionell integrieren, Unterricht für Schülergruppen in Quarantäne oder prinzipiell in Distanz organisieren, aber nebenher eben auch den Lehrbetrieb in Präsenz aufrechterhalten. Die Schulleitungen sind am Limit, so kann es nicht weiter gehen“, stellt Behlau fest. Mehr als 38% der befragten Schulleitungen sehen sich der Umfrage zufolge aktuell nur gelegentlich oder sogar nie in der Lage, ihre beruflichen Aufgaben zu ihrer eigenen Zufriedenheit zu erfüllen. Und 95% geben sogar an, dass sie nur 50 – 80 Prozent ihrer Aufgaben in der zugewiesenen Leitungszeit erledigen können. „Wer mehr Aufgaben überträgt, muss auch mehr Zeit zur Verfügung stellen“, fordert der Landesvorsitzende.    

85% der Schulleiterinnen und Schulleiter fühlen sich in ihrer Tätigkeit durch das Lehrerkollegium unterstützt, aber nur 3% durch die Schulministerin. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen zeigen in dieser Krise, dass es nur gemeinsam gehen kann, die Herausforderungen zu stemmen. Von diesem Zusammenhalt sollte sich die Politik dringend eine Scheibe abschneiden“, erklärt Behlau. Deshalb ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass die Schulleitungen in NRW die Schulpolitik mit einer 4- bewerten und damit nicht nur deutlich schlechter als im gesamten Bundesdurchschnitt, sondern auch eklatant schlechter als noch im März 2020 oder im Vorjahr.

Verhalten optimistisch stimmen teilweise die Einschätzungen der befragten Schuleiterinnen und Schulleiter bezüglich der allgemeinen Ausstattung der Schule. Hier sind durchaus positive Entwicklungen seit der Corona-Krise zu erkennen, sei es beim Breitbandausbau, der WLAN-Ausstattung oder der Versorgung mit digitalen Endgeräten. So geben 58% der Schulleitungen aus NRW an, Mittel aus dem Digitalpakt zu erhalten – immerhin eine Steigerung von 23% im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Krise. Und sogar bei den lange vernachlässigten sanitären Schulanlagen zeichnet sich eine Verbesserung ab. „Die Versäumnisse der Vergangenheit machen den Schulen immer noch zu schaffen, doch es bleibt zu hoffen, dass die notwendigen Investitionen in die Schulen und die Bildung auch nach Corona verstetigt werden, nicht nur um eine Pandemie zu überstehen, sondern um unsere Schulen insgesamt zukunftsfest zu machen“, hofft Behlau.  

„Schule mit Corona war und bleibt eine Mammutaufgabe. Die Schulen und die Schulleitungen müssen täglich vor Ort die Quadratur des Kreises aus schulischer Bildung, verlässlicher Betreuung und Infektionsschutz gestalten – ohne eine ausreichende Personaldecke, mit einer unzulänglichen Ausstattung und gewürzt durch eine stark verbesserungswürdige Informationspolitik“, fasst Behlau die Ergebnisse der Umfrage zusammen. „Schulleitungen und die Kollegien brauchen jetzt die Rückenstärkung durch die Politik, transparente Entscheidungen und gelingende Kooperation vor Ort.“

PM 77/20 (PDF)

Die Auswertung für Nordrhein-Westfalen der forsa-Repräsentativbefragung sowie Charts zur Umfrage erhalten Sie hier.

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„Es gibt keine einfachen Lösungen für die derzeitige Situation an den Schulen, es kann  eigentlich nur weniger schlechte und schlechte Entscheidungen geben“, kommentiert Stefan Behlau, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) NRW, die derzeitige Situation an den Schulen. „Das ist leider das Resultat der Versäumnisse der Vergangenheit und der Gegenwart, Schulen sowohl personell als auch baulich wenig zukunftsfest aufgestellt zu haben. Und jetzt sollen die Kolleginnen und Kollegen vor Ort die Quadratur des Kreises liefern und den Spagat zwischen Bildung, Betreuung und Gesundheitsschutz meistern.“

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